Der Ansager einer Stripteasenummer gibt nicht auf
Von Bodo Kirchhoff. Mit Ilja Kamphues
Ist das gute alte Striptease tot? Und hat sich sein Publikum auch gleich in Staub aufgelöst, vor den Fernseher verkrochen? Oder ist es nur für die gestorben, die sich ausziehen sollen? Dann existiert es noch, und an Entblößungswünschen ist unsere Zeit ja nicht arm; nur wie kommt das eine zum anderen? Durch Sprache, was sonst – der Ansager einer Stripteasenummer betritt die Bühne. Er verspricht den letzten klassischen Strip auf deutschem Boden: Andrea (oder auch Andreas) werde am Ende nur noch ein rotes Bändchen tragen, wodurch eine unwiderrufliche Aufforderung an das Publikum ergeht, sich dieses Bändchen als entfernt vorzustellen, und das nicht nur für den Augenblick, sondern für alle Zukunft, was man als Tortur nicht unterschätzen sollte. Aber Andrea (oder Andreas) scheint sich zu verspäten, und dem Ansager bleiben nur Sätze wie der mit dem Bändchen; er muss weiter und weiter reden und die Hoffnung verbreiten, dass Andrea (oder Andreas) noch kommt, obwohl der Mensch, um den es in Kirchhoffs Monolog geht, doch von Anfang an da ist – vielleicht zu angezogen, um sichtbar zu sein, vielleicht aber auch zu nackt ...
Der Klassiker von Bodo Kirchhoff, bei uns auf der Bühne vor bald 25 Jahren schon mal von Ilja Richter gespielt, nun in einer von Bodo Kirchhoff modernisierten Fassung von unserem Ilja, nämlich Ilja Kamphues. Nach bald 750 Vorstellungen von "Wer kocht, schießt nicht" als scheiternder Fast-Food-Verkäufer wagt er sich nun ans Schlüpfrige – und versucht, eine Stripteasenummer anzusagen. Möge die Übung gelingen. Oder auch nicht.
Eine Eigenproduktion des Stalburg Theaters
Produktionsleitung: Jule Fischer
Technik: Bela Bannoehr
Fotos: Laura Nickel
Grafik Bühnenbild: Rosa Morgenstern
Grafik Plakat: Oliver Schulz
Aufführungsrechte: S. FISCHER Verlag GmbH, Frankfurt