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Die Ruhr-Nachrichten über die Dortmund-Premiere von "Der Herr Karl"

Gelungene Premiere von "Der Herr Karl

Andreas Schröter, Samstag, den 10. Oktober 2009

DORTMUND. Eine tolle schauspielerische Leistung bot Matthias Scheuring am Donnerstag bei der Premiere von "Der Herr Karl" im theater im depot. Ganz allein auf der Bühne hält er einen einstündigen Monolog, dem man gerne zuhört und der niemals langweilig wird.

Herr Karl, ein Österreicher in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, ist Lagerarbeiter in einem Lebensmittelgeschäft und unterhält sich nun im Keller dieses Ladens mit einem imaginären "jungen Menschen". Wenn er eine Leiter hochschaut und gegenüber einer ebenfalls imaginären Chefin buckelt ("Ja, gnädige Frau"), danach jedoch über sie lästert, wird schnell klar, welchen Charakter der Herr Karl hat. Er versucht sich den herrschenden Verhältnissen anzupassen und sich durchzulavieren, wo immer es geht, ohne besonders viel nachzudenken. So demonstriert er für die Nazis, weil's dafür fünf Schillinge gibt. Nach dem Krieg versteht er sich mit Russen und Amerikanern gleichermaßen gut. Zum Brand des Justizpalastes 1927 merkt er bloß an, dass er gerne Feuer sieht.

Das Rauchen und die Hausfrauen

"Das Rauchen und die Hausfrauen" sind seine Laster. Aber er kommt mit letzteren nur so lange gut aus, wie sie nützlich sind. Als eine ins "Spittal" muss, verlässt er sie. Als Zuschauer möchte man gerne glauben, dass dieses Stück von Helmut Qualtinger und Carl Merz ja Gott sei dank wenig mit der Gegenwart, in der wir leben, zu tun hat, muss jedoch schnell einsehen, dass dem nicht so ist: Jede Gesellschaft und jede Zeit hat ihre Mitläufer und Wendehälse, die den Herrschenden mit ihrem opportunistischen Verhalten so sehr in die Karten spielen. Eine gelungene Produktion, die zum Nachdenken anregt.