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Die Frankfurter Rundschau über "Viel Lärm um nichts"

Shakespeare beinahe ganz klassisch – „Viel Lärm“ im Frankfurter Stalburg Theater

Stefan Michalzik, Montag, 13. September 2010

Shakespeares Komödie ,,Viel Lärm um nichts“, eher handfest als zu den großen des Werks gehörig, beginnt am Ende eines Krieges. Sie handelt von der Liebe, und wird auf dem Theater immer wieder auch im Sinne der sprichwörtlichen Fortführung des Krieges mit anderen Mitteln gelesen. Es ist die charakteristische Gestaltung der gelben Reclambändchen, die das Stalburg Theater, das mit dieser Premiere die Spielzeit eröffnete, für die Gestaltung des Plakats zu der Inszenierung des Hausregisseurs Manfred Roth übernommen hat.

Für den Zusammenhang eines dem kabarettistischen Entertainment verpflichteten Theaters bemerkenswerterweise hat es denn auch anfänglich fast den Anschein, als werde hier die blanke Klassikerpflege betrieben, wenngleich durchaus in den Verhältnissen einer solchen Bühne. Drei Akteure, Jule Richter, Heinz Harth und Nenad Šmigoc, spielen sämtliche Rollen, mit stetig wechselnden Perücken, Kopfbedeckungen, Sonnenbrillen und sofort. Es handelt sich um ein komödiantisches Theater ohne viel Schnörkel. Die Verse der vom Geist der Romantik geprägten Übersetzung Wolf Graf Baudissins werden gleichsam ,,ernst“ gesprochen.

Klassische Schauspielergesten – der Arm wird vereinnahmend um die Schulter gelegt, wenn jemand beschwatzt werden soll – kommen zum Einsatz. Wohlwollend ist man geneigt, eine ironische Absicht zu unterstellen; offenkundige Anzeichen dafür, dass hier Opas Theater travestiert werden soll, sind indes nicht zu erkennen. So geht’s erst mal recht artig zu. Auch die zeitgenössische Prosa, die immer wieder einwandert, ändert daran zunächst wenig. In Beatrice und Benedikt, die die Ansicht verfechten, sehr gut ohne das andere Geschlecht leben zu können, am Ende aber doch ein Paar werden, hat Shakespeare das Musterbild des neuzeitlichen, radikal der Bindung entsagenden Menschen gezeichnet. Männer sind, laut Jule Richters Beatrice, ,,eine Republik der Fehler“.

So geht manch possierliches Wortgefecht. Irgendwann wird eine schiere Kanonade des Klamauks gezündet. Es häufen sich die kalauernd hessisch ausgesprochenen Anglizismen. ,,Schtormy Weather“ – mit Doppel-s anstelle des englischen Zungen-th – ist für einen Brüller beim Publikum gut. Stadttheater erwartet an diesem Ort keiner. Charmanter, feinsinniger Witz aber dürfte es dann schon sein. Dem Stücktitel immerhin ist man vollends gerecht geworden.

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