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Foto: Wenn eine von uns stirbt. Eine Begräbnisprobe

Wenn eine von uns stirbt. Eine Begräbnisprobe

Cornelia Niemann/Annemarie Roelofs. Skript und Regie: Birgitta Linde

Wie bitte? Niemann und Roelofs wieder vereint? Nach so vielen Jahren der Trennung? Soll eine ehemalige Arbeits-, Kunst- und Bühnenpartnerschaft wiederbelebt werden? Posaune jagt Stimme etc.? Nun ja, nicht ganz, irgendwie anders. Das kam so: Niemann und Roelofs, ehemals Kolleginnen, immer noch Freundinnen trafen sich kürzlich im Keller, um den Fundus ihrer gemeinsamen vergangenen Produktionen zu sichten – du liebe Güte, was wir alles gemacht haben - ein halbes TheaterMusikKabarett-Leben, peinlich geordnet. Fettige Gesänge, So allein Madame, Aspirin Feminin, Laptop Lipstick, Dezibella; Ladies’ Voices, Die Gehaltserhöhung, und und und – ein ganzes Stück Geschichte der Frankfurter Freien Theater- und Musikszene. Angesichts der sehr langen Vergangenheit, die sich vor ihnen ausbreitet, und der sehr kurzen (was kommt denn da noch?) Zukunft – fangen sie spaßeshalber an, sich gegenseitig Grabreden zu halten, prophylaktisch (wenn eine von uns stirbt, hat man wenigstens schon mal was auf dem Zettel). Welch ein schöner Zufall -– plötzlich hat man auch ein neues Stück!

Eine Begräbnisprobe mit Publikum, das praktischerweise gleich als Trauergemeinschaft fungiert. Niemann wird für Roelofs die zukünftige Grabrede halten, Roelofs wird für Niemann. 
Und wenn man sich schon um Tod und Bestattung kümmert, kann man ja über die Grabrede hinaus die wichtigen Fragen angehen – letzte Dinge, letzte Worte, letzter Wille, ob man vorher aufräumt, ob man sich selbst um einen Wikipedia Eintrag kümmern muss, ob man Angst vor dem Tod hat, was man anzieht, an was man wohl sterben wird, und ob man das wissen will, ob man aus seiner WhatsApp Gruppe gelöscht wird, was das alles soll.
 Man darf gespannt sein, in welcher Form Niemann und Roelofs, früher Musiktheater (Posaune,Violine, Stimme, Klavier) den Abend gestalten, haben sie doch inzwischen ein dickes künstlerisches Problem: Annemarie macht keine Musik mehr! Musik ist für sie nur noch Lärm! (Dazu später mehr). 


Wie werden die beiden damit umgehen? Machen sie jetzt Nicht-Musiktheater? Musikumgehungstheater? Musikvermeidungstheater? Begehen sie Musikflucht?
 Oder nimmt Roelofs die Posaune doch noch in die Hand? So viel steht aber jetzt schon fest: Ohne Musik wird nicht gestorben!

Skript und Regie: Birgitta Linde
Foto: Alexander Englert