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Die Frankfurter Rundschau über "Wer kocht, schießt nicht"

Ilja Kamphues als scheiternder Koch in der Stalburg

Peter Rutkowski, 27. September 2002

Schon mal über einen Blick, eine Küchenreibe und eine Karotte gelacht? Nein, Biolek hat keinen humoristischen Schub bekommen. Wer da mit simplen Utensilien gastronomischen Humor produziert, nennt sich Dr. Theodor Kögel und soll eigentlich Tütensuppen anpreisen. Macht aber das Gegenteil und kocht seinem Publikum ein Schmorhühnchen an Lauch und Karotten vor. "Wer kocht, schießt nicht" nennt sich das und stammt aus der Feder von Michael Herl. Angerührt wird das Ganze im Stalburg-Theater.

Herls Koch-Show ist eine kulinarische Ein-Mann-Satire, gespielt vom hervorragenden Ilja Kamphues und in Szene gesetzt von Routinier Manfred Roth. Der verhinderte Fertig-Koch Kögel ist eigentlich arbeitsloser Molekularbiologe und bekennender Feinschmecker. Das böse Schicksal will es, dass er für die Ersatz-Essen-Marke "Schnell und Lecker" nährwertfreie Produkte vorstellen und vorkochen soll. Der Trockenfraß wandert schnell in den Mülleimer, und Kögel schnippelt, würzt und brät sich durch ein Potpourri aus Angriffen auf die Unkultur des Fast Food, nach Berlin strebende Bayern, Elfter-September-Larmoyanz und der Unfähigkeit, fremde Sprachen wenigstens auf Speisekarten zu meistern.

Dabei verliert Autor Herl seine Verteidigung traditoneller Küche mit geographisch und saisonal beschränkten Möglichkeiten nie aus den Augen und hält den Feind ("China-Imbiss mit Pizza-Bringdienst") immer im Visier seiner ätzenden Ironie. Küchenpropagandist Kögel erinnert zuweilen an Herls Figur Anton le Goff, ohne aber zu einer Kopie zu verkommen. Kögel ist ein in sich logischer Typ, dessen Gastro-Fanatismus sich aus der eigenen Familienvergangenheit gescheiterter Landgastwirte erklärt, der manchmal geradezu tragische Momente an sich hat und oft - auch das ist logisch - als satirischer Hansdampf über das hehre Ziel genießerischen Kochens hinausschießt.

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