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Die FNP über "Viel Lärm um nichts"

Perücken sprechen mit Mützen

Jennifer Hein, Samstag, 11. September 2010

Puristisch, modern, aber urkomisch: Wenn im Frankfurter Stalburg Theater Shakespeares Komödie «Viel Lärm um Nichts» Premiere feiert, dann ist nichts so wie gewohnt.

Innerhalb von Sekunden entschied sich, ob es Klamauk werden würde oder Kunst, als drei Figuren polternd auf die Bühne kamen, sich drehten und kicherten. Und schon nach wenigen Worten von Jule Richter, Heinz Harth und Nenad Šmigoc, die sämtliche Rollen von Shakespeares «Viel Lärm um Nichts» unter sich aufteilen, war klar, dass es Kunst sein würde.

Der Prinz Don Pedro und seine Freunde Benedick und Claudio kehren berauscht vom Sieg aus einem Gefecht mit Don John zurück. Stolz berichten sie ihre Heldentaten dem Gouverneur, der sie zu einem Maskenball einlädt und dessen Tochter Claudio heiraten möchte. Nur knapp schrabbt die Komödie um Liebe und Intrigen an der Katastrophe vorbei.

Der schnelle Tausch von Mützen oder das Umkrempeln eines Rocks in eine Hose kündigen den Wechsel der Charaktere an. Dank toller schauspielerischer Leistungen gelingt es, den ständigen Rollentausch, häufig mehrfach innerhalb einer Szene, nicht lächerlich wirken zu lassen. Anspruchsvoll und komisch wird es, wenn mehr als drei Figuren gleichzeitig auftreten. So unterhalten sich Perücken (Gouverneurs Tochter Hero) und Mützen (Handlanger von Don John) miteinander und mit den sich ständig verwandelnden Akteuren, die vor der schlichten Kulisse aus grünen Stoffbahnen spielen. Selbst Heinz Harth als einsilbige Hero gleitet nicht ins Groteske ab.

Regisseur Manfred Roth, der die Nebenrollen mit viel Charakter ausstattet, lässt die Wechsel zwischen Originaltext und moderner Sprache bis hin zum Hessisch-Englisch fließend ineinander übergehen. Eine erfrischende und intelligente Inszenierung, die Aufmerksamkeit verlangt.