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Die FNP über BRUMM BRUMM

Arme Schweine ohne Führerschein

<i>Marcus Hladek, Donnerstag, 4. September 2008</i>

Kleine Theater brauchen große Erfolge: «Michi» Herls Stück «Brumm Brumm» fährt sie für Frankfurts «Stalburg» ein.

Der Autor nennt sein Drei-Mann-Stück (Regie: Jo van Nelsen) ein Lustspiel, und just das ist es: ein Lustspiel possenhaftester Art. Worum geht es? Kurz und simpel: um den berüchtigten «Idiotentest». Prüfer vom Amt für die armen Schweine ohne Führerschein ist kein Arzt oder Seelenklempner, sondern der realsatirische Beamte Müller (Heinz Harth). Der kuscht zwar an der Strippe vor der Mama und trinkt gern mal nach allen herrschenden Ritualen ein Dutzend «Kümmerling» über den Durst. Frei nach Brechts «Puntila» offenbart er aber auch menschliche Züge unterm Panzer. Einerseits «verarscht» er mit Passion die Kümmerlinge, die ihm ins Amt wehen. Doch bringt er am Telefon mit allem Tür-in-die-Haus-fall-Charme immerhin auch die aufmüpfige Freundin seines Prüflings Fuschek (Nenad Smigoc) zurück auf Linie.

Misogyne Rüpel als effektvollste Frauenbetörer: Ja, das ist aus dem Leben gegriffen. Dem Volk aufs Maul schaut Herl auch in der Gestalt des verklemmten, nicht aber hoffnungslosen Kulinarikers Dr. Theodor Kögel, dessen Darsteller Ilja Kamphues wie Smigoc zu den Stahlsäulen des Frankfurter «Burg»-Theaters zählt und alle Register zieht, dem gerecht zu werden. Dem Stück die ärmliche Bühne (Herbert Huber) aus Plastikstühlen und billigen Amtsmöbeln vorzuwerfen wäre so, als hielte man einer tollen, alten Diva die kleinen Gedächtnislücken vor.

«Brumm Brumm» ist rasant und spaßig ohne viel Raffinement oder eine Sprache, die den Namen verdient. Herl ist eben direttissimo; poetologisch glaubt er (diesmal) ans Witzbuch und «Bild». Stadtpatron Robert Gernhardt wird angerufen, rückmeldet aber nicht. Aber: Wer die Entropie der deutschen Amtsstube ins bullernde Chaos eines Dreier-Twosteps mit Rumpelstilzchen mag, wird «Brumm Brumm» lieben