BILD über "Die Baronin und die Sau"
Wie eine Sau zum "Ich" wird
Dr. Josef Becker, Samstag, 8. Januar 2011Frankfurt - Zwei Frauen im Clinch. Sie führen exaltiert einen ungleichen Kampf, sind extreme Figuren. Die Baronin (Jule Richter), eine mondäne Zicke, geriert sich als Dienstmädchendompteuse. Etepetete, wie aus fernem Jahrhundert. Das Opfer: Emilie (Uta Köbernick), die Wilde.
Weiblicher Kaspar Hauser, im Stall gefunden, sprachlos, animalisch, leckt die Stiefel, frisst die eigenen Haare. Die Zähmung des Tieres bei gleichzeitiger Wandlung der steifen Formen gefangenen Bändigerin ist Thema von "Die Baronin und die Sau". Das Stück von Michael Mackanzie ist etwas einfach gestrickt, holzschnittartig. Die "Sau" wird Mensch, durch Dressur, Theater, Nachahmung, erkennt sich selbst im Spiegel, sagt "Ich".
Im Stalburg Theater wurde die Premiere vom Publikum enthusiastisch gefeiert. Was Schauspielerleistung angeht, völlig zu Recht. Richter und Köbernick wühlen sich voller Lust und Ekstase in ihre Rollen . Dabei zuzuschauen, ist ein großer Spaß.
Wertung: GUT