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Die FR über den STOFFEL 2012

Einen Regen-Sommer überlebt Stoffel nicht

Stephan Loichinger, Dienstag, 10. Juli 2012

Am Freitag beginnt das neunte Stoffel-Festival in Frankfurt. Ausgerechnet vom bisher so regenreichen Sommer hängt es ab, ob es im nächsten Jahr Stoffel noch geben wird. Denn einen weiteren desaströsen Sommer wie den vergangenen überlebt das Open-Air-Programm des Stalburg Theaters nicht.

Wer über Stoffel redet, muss über das Wetter reden. Jahrelang stand das Musik- und Kabarett-Festival im Frankfurter Nordend unter einem guten Stern. Oft, berichtete Michi Herl vom Veranstalter Stalburg Theater, guckten sie von der Bühne auf der oberen Wiese des Günthersburgparks hinunter nach Sachsenhausen, wo sich mal wieder der deutsche Sommer mit einem Gewitter oder Starkregen austobte – „und hier bei uns fielen nur ein paar Tröpfchen“.

Im vergangenen Jahr aber, erinnert sich Petra Gismann, die gemeinsam mit Herl und Herbert Huber das Stalburg Theater leitet, wurde es düster über dem Stoffel-Gelände. Regen, Gewitter, Kälte hielten die Besucher ab, die in den sieben Jahren zuvor zuverlässig auf die Wiese geströmt waren, zuletzt waren es in vier Wochen rund 40.000. „2011 hatten wir relativ dramatische Verluste, die wir immer noch spüren“, sagt Gismann. 60 Prozent weniger Einnahmen, den Großteil der investierten 100.000 Euro nicht wettgemacht, zählt sie auf, um dann grundsätzlich zu werden: „Wenn es dieses Jahr wieder so wird, dann war’s das.“

Ausgerechnet vom bisher so regenreichen Sommer hängt es ab, ob es im nächsten Jahr Stoffel noch geben wird. Wie stets haben die Veranstalter des Programms mit 63 Auftritten einen geringen Teil des Budgets vorfinanziert. Fast vollständig bezieht Stoffel seine Einnahmen aus Spenden der Zuschauer, die keinen Eintritt zahlen müssen, und aus dem Verkauf von Biokartoffelwurst und Getränken.

„Wir bekommen inzwischen etwas mehr von der Stadt“, berichtet Gismann. „Aber es sind nur 10.000 Euro, das ist ein bisschen traurig. Wäre es mehr, gäbe das einfach Sicherheit. Dabei haben wir ein Festival auf die Beine gestellt, das ins neunte Jahr geht. Wir hoffen auch, dass sich mehr Sponsoren finden.“ Sie wüssten natürlich, sagt Gismann weiter, dass es im kulturellen Bereich gerade für kleinere Häuser schwierig sei, Geldgeber zu finden. Das unberechenbare Wetter des typischen deutschen Sommers muss die Macher des Stalburg Theaters ganz schön zermürbt haben. Bislang berichteten sie stets mit etwas Stolz, dass sie sich ohne größere öffentlichen Subventionen erfolgreich halten könnten.

Mit Stoffel – kurz für Stalburg Offen Luft – immerhin haben sie Frankfurts längstes und gemütlichstes Stadtteilfest etabliert – „das längst nicht mehr nur Nordend- und Bornheim-Bewohner besuchen, sondern auch Leute aus dem Taunus und der Region“, sagt Gismann. Kultur und Picknick-Atmosphäre, das schätzen die Leute. Dem kommt das Programm entgegen, das Bewährtes mit Neuem mischt: die Rodgau-Monotones-Sänger Kerstin Pfau und Peter Osterwald kommen mit jeweils eigenen Projekten, der ehemals tiefgefrorene U-Bahn-Kontrollör Matthias Keller ist ebenso dabei wie Cellist Frank Wolff, Mundartdichter Rainer Weisbecker, Matthias Altenburg mit einer Jan-Seghers-Lesung, Titanic-Dichter Thomas Gsella oder die Bluesband The Devilish Doubledylans. Neben diesen Recken aus der Region wollen sich die Bluesrockband Sylus 3IO, der Folk-Poet Bijan James, die Liedermacherin Madeleine Persson oder die Indierocker von Kenneth Minor entdecken lassen. Die längste Anreise haben The Ragtime Millionaires aus New Orleans, die wie alle anderen traditionell und dem Bestehen dieses lauschigen Festivals mitten in der Stadt zuliebe auf eine nennenswerte Gage verzichten. So trägt eben ein jeder zu Stoffel bei, was er kann.

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