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Die FR über STOFFEL 2012

Die dem Regen trotzen

Leonie Groß, Montag, 16. Juli 2012

Beim Stoffel-Festival im Günthersburgpark siegt die Liebe zum Gewohnten über die Angst vor der Nässe. Vor allem viele junge Familien genießen die entspannte Atmosphäre im Günthersburgpark.

Der Schein trügt den Stoffel-Besucher. Auf der großen Wiese im Günthersburgpark sieht er nur verstreute Grüppchen Gleichgesinnter herumstehen und doch ist am Samstagabend kaum noch ein Sitzplatz zu bekommen. Die dicken Regenwolken, die bedächtig am Horizont hängen, können die Frankfurter nicht abschrecken.

Dennoch nutzt Petra Gismann, die Geschäftsführerin des Stalburg Theaters, die kurze Pause zwischen den beiden Konzerten, um ihre schwierige Lage zu erklären. Da das Wetter der Veranstaltung im letzten Jahr übel mitgespielt hat und auch dieses Jahr kaum auf Besserung hoffen lässt, bittet das Stalburgtheater seine Gäste um einen freiwilligen Eintritt für das Stoffel.

„Die Künstler sind die zweiten großen Sponsoren, die kriegen nur was ab, wenn am Ende was übrig bleibt und das war nie mehr als eine Aufwandsentschädigung. Dabei würden wir nach neun Jahren gerne auch mal eine richtige Gage zahlen“, sagt Gismann.

Doch die Band „The Ragtime Millionaires“, die an diesem Abend mit ihrem ruhigen Südstaatenblues die Zuhörer einlullt, scheint damit kaum Probleme zu haben. Eigentlich kommen sie aus New Orleans und touren jetzt schon seit einem Monat durch Deutschland. Dennoch verzichten sie freiwillig auf ein Hotel und scheinen vollauf zufrieden. „Unsere Gastgeberin ist sehr großzügig“, lobt Cassidy Holden, der Bassist des Trios. „Und hier auf dem Konzert sind alle gutgelaunt, entspannt und es ist toll all die Familien zu sehen.“

Tatsächlich sieht man viele junge Familien unter den Zuschauern, am Rand toben Kinder. „Wir wohnen hier und die biologische Uhr unserer Kinder ist mittlerweile so ausgerichtet, dass sie’s fast nicht mehr aushalten, bis endlich wieder Stoffel ist. Wenn wir hierher laufen, dann fragt mich Samuel immer: Papa, darf ich schon vorrennen?“, erzählt Jörg Baierschmitt.

Doch nicht nur Anwohner gehen das Risiko ein. Rainer und Elvira Duttine sind mit Schirm aus Dietzenbach gekommen und haben es sich auf einer Picknickdecke bequem gemacht. Sie kämen jedes Jahr, denn es lohne sich immer wieder. Überhaupt sind die Wiederholungstäter beim Stoffel in der Überzahl. Eine andere Besucherin witzelt: „Wir haben irgendwann mal festgestellt, dass man nur das Stoffel absagen müsste und dann wäre es vier Wochen lang schön. Denn die haben ja immer Pech mit dem Wetter.“

Trotzdem ist sie gekommen, wie all die anderen, die den deutschen Sommer eher mit Humor zu nehmen scheinen. Selbst bei strömendem Regen hätten sich am Freitag über 300 Tapfere eingefunden, berichtet Gismann. „Und die Leute haben immer Angst, im Frühjahr kommen schon die Fragen: Seid ihr dieses Jahr wieder draußen?“

Diese Frage muss man wohl an die Zuschauer zurückgeben. Am Samstagabend schätzt Gismann die Zahl der Besucher auf etwa 1000 und das trotz schlechter Wettervorhersage. Geregnet hat es allerdings nicht. Es bleibt also abzuwarten, wie viele diese Saison Christinas Motto folgen werden, die sagt: „Wenn ich hier hochgehe und seh’ die Bühne, dann ist Sommer.“

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